Theorieabend - Wohlbefinden der Pferde im Alltag 

4.November 2022


Wohlbefinden der Pferde im Alltag - mit Karin Forrer

Am Freitag 4.November trafen sich viele RVA-Mitglieder zum jährlichen Theorieabend. Thema des Abends war das Wohlbefinden der Pferde im Alltag. Karin Forrer, ausgebildete Pferdeverhaltenstherapeutin und Dorn-Osteopathin für Pferde, leitete uns durch einen lehrreichen Abend. Um den Kurs so praxisnah wie möglich zu gestalten, durften vier Pferde ebenfalls von Karins Kurs profitieren.


Das Putzen der Pferde ist nicht nur zum Säubern gut

Dass das Putzen nicht nur zum Säubern gut ist, zeigte uns Karin auf eindrückliche Weise an Chandor. Verschiedene Möglichkeiten wurden präsentiert, wie man bereits beim Putzen und Richten, das Wohlbefinden des Pferdes steigern kann.

Gestartet wurde mit einem einfühlsamen Abtasten des gesamten Körpers. Dadurch können eventuelle Druckstellen, Verletzungen oder empfindliche Stellen schnell und zuverlässig erkannt werden. Anhand von diversen mitgebrachten Putzmaterialien machte Karin uns darauf aufmerksam, dass nicht jedes Pferd dieselben Bürsten schätzt und dass der Einsatz einer Bürste nicht nur das Ziel verfolgt das Pferd zu säubern. Das Putzritual soll auch eine Art Massage für unsere Vierbeiner darstellen. Das Vorbereiten der Pferde kann ergänzt werden mit einer Aktivierungsmassage mit den Händen. Durch Streichungen in Strichrichtung des Fells, am gesamten Körper wird der Abtransport von Körperflüssigkeiten (Blut und Lymphe) aktiviert. Diese Massagetechnik wirkt energieausgleichend.

 

Faszien: Was ist das und warum verkleben sie?

Faszien kann man sich in etwa wie die weiße Haut von Zitrusfrüchten vorstellen. Wie ein gigantisches Netzwerk durchziehen Faszien den gesamten Körper und umhüllen dabei Muskelgewebe und Organe. Über das Faszien-Bindegewebe ist alles im Körper miteinander verbunden. Es werden Mineralien und Vitamine transportiert, aber auch abfliessende Schadstoffe. Bei einer sehr einseitigen Bewegung verlieren die unausgelasteten Faszien an Leistungsfähigkeit. Sie verkleben. So kann der Transport nicht mehr funktionieren und die Faszien schmerzen. Beim Pferd kann das so weit gehen, dass es Schonhaltungen einnimmt oder sogar lahmt. Karin präsentierte uns an Countdown verschiedene Möglichkeiten und Gegenstände, welche wir im Alltag verwenden können, um die Faszien bei unseren Pferden zu lösen.

Lockerungsübung am Atlas und Axis (1. und 2. Halswirbel)

 

Bestehen Blockaden im Atlas, fällt es dem Pferd unter vielen anderen Symptomen schwer, die Anlehnung zu suchen (Ja-Sager Gelenk), von hinten korrekt unter den Schwerpunkt zu treten und schliesslich losgelassen zu arbeiten. Zudem führen fast alle Nervenbahnen durch den Altas hindurch und er umschliesst das Ende des Hirnstammes. Der Axis kann in der Bewegung nur "Nein" sagen, er ist wichtig für die Stellung bei der Arbeit mit den Pferden. Durch die Lockerungsübungen dieser beiden Wirbel kann man grösseren Blockaden vorbeugen und es erleichtert dem Pferd und Reiter oder auch bei der Bodenarbeit die entspannte, fliessende Bewegung.

Wiederum an Countdown zeigte uns Karin eine Übung zur Lockerung am Atlas und Axis. Man bittet das Pferd (am einfachsten mit Kappzaum) am Nasenrücken etwas nachzugeben und Ja zu sagen. Nach Reaktion und Nachgeben des Pferdes soll sofort eine Pause eingelegt werden. Später kann die Übung ebenso seitlich zum Nein sagen durchgeführt werden.

 

Ergo-Therapie beim Pferd

 

Für Navaro und Liaro stand ein kleiner Parcour mit Balance Pads, Schaumstoffmatten, leichten Schaumstoffstangen und Plastikblache bereit. Anstatt einfältiges Führen oder Reiten im Schritt können solche Utensilien gut in der Einwärmphase vor einem Training eingesetzt werden. Die Übungen sind gut für die Köperwahrnehmung der Pferde (ähnlich Ergo-Therapie bei Menschen). Sie fördern die Erdung, die Stabilität und die Stärkung der Tiefenmuskulatur. Nicht zu Letzt verbessern sie das Gleichgewicht der Tiere.

 

Meine Takehome-Message

Es lohnt sich, für das Putzen, Richten und Aufwärmen des Pferdes sich Zeit zu nehmen. Oft ertappe ich mich, dass ich gestresst von der Arbeit direkt in den Stall fahre und alles ganz schnell gehen muss. Chandor als Beispiel, ist sehr gut darin mir einen Spiegel vorzuhalten. Er begegnet mir in solchen Situationen natürlich ebenfalls unruhig und gestresst. Ich nehme mir als Vorsatz, genau nach solchen stressigen Tagen mir mehr Zeit bei der Vorbereitung für einen Ausritt oder ein Training zu nehmen. Karin hat uns dafür viele hilfreiche Möglichkeiten und Tipps mit auf den Weg gegeben. Ich bin sicher, dass der anschliessende Ausritt oder das Training viel gelassener abläuft und Chandor sein Potenzial besser ausschöpfen kann. 


Fabienne Brägger


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